[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Weitere Informationen | Literatur ]
Erklärung zu Kalender
1 2 3 | Monate |
Winterruhe | |
Aktivität ausserhalb Laichzeit | |
Laichzeit | |
Landpaarungszeit |
Die Unterseite der Gelbbauchunke ist deutlich gelb-dunkel gefleckt
Männchen besitzen in der Paarungszeit dunkle Brunstschwielen an den
Vorderarmen
Die Gelbbauchunke wird zwischen 3.5 bis 4.5 cm gross, selten bis 5.5 cm. Die Grösser der beiden Geschlechter unterscheidet sich nur unwesentlich.
Die Haut ist mit vielen, deutlich sichtbaren Warzen bedeckt die häufig mit schwarzen Hornstacheln besetzt sind. Die Farbe der Oberseite reicht von gräulich über oliv bis lehmig braun. Damit ist sie ihrer Umgebung hervorragend angepasst. Manchmal ist eine schwache und lückige olivgrüne Fleckung vorhanden. Die Unterseite vom Bauch, den Armen und Beinen ist leuchtend gelb mit schwarzen oder grauen Flecken. Meistens überwiegt das gelb, Gelbbauchunken mit fast gänzlich schwarzer Unterseite wurden jedoch auch schon beobachtet. Die gelbe Fleckung erstreckt sich bis zum 1. Finger und der 1. Zehe. Die gelben Brust- und Oberarmflecke sowie Leisten- und Oberschenkelflecke berühren einander. Die dunklen Flecken besitzen kaum weisse Pünktchen.
Über die Haut sondern die Gelbbauchunken ein leicht flüchtiges Gift ab. So können die Augen gereizt werden wenn man die Unke nur anfasst. Dieses Gift dient zum Schutz der Haut vor Bakterien aber auch vor Fressfeinden. Das Gift reizt deren Schleimhäute, so dass diese von der Unke ablassen.
Die Pupillen der Gelbbauchunke sind herzförmig, die Iris bräunlich. Parotiden (Ohrdrüsenwülste) sind nicht vorhanden. Das Trommelfell ist nicht sichtbar. Die Schnauze ist rundlich. Die Männchen besitzen während der Fortpflanzungszeit, die von Mitte April bis Ende August dauert, schwarze Brunstschwielen an der Innenseite der Unterarme.
Die Gelbbauchunke hat keine Schallblasen, daher sind ihre Rufe relativ leise. Die Rufe sind ein dumpfes "uh... uh... uh", ähnlich dem Geräusch wenn man über eine Flaschenöffnung bläst. Die einzelnen Rufe ertönen meist mehr als 40 mal pro Minute.
Weitere Bilder der Gelbbauchunke in der Bildergalerie
Unkorrigierte Flüsse...
... und Rutschhänge gehören zu den natürlichen Lebensräumen der Gelbbauchunke
Ideales Gewässer für die Unke: Wenig Vegetation, sonnig, flach, aufwirbelbarer
Bodenschlamm
Bei der Paarung halten sich die Männchen mit den Armen in der Lendengegend
der Weibchen
Gelbbauchunken hängen gerne im Wasser
Die Gelbbauchunke bevorzugt wie die Kreuzkröte Pionierlandschaften. So ist auch deren Verbreitung ähnlich wie die der Kreuzkröte.
Nachdem die Unken ihre Winterverstecke im Boden verlassen haben, begeben sie
sich etwa Ende April zu ihren Gewässern. Dort, oder zumindest in deren Nähe
bleiben sie bis im September.
Die Gewässer sind vegetationsarme Kleinsttümpel oder sogar nur Pfützen
die gut besonnt sind und in eine wilde Landschaft eingebettet sind. Meistens
handelt es sich hier um vom Menschen geschaffene Räume, da die natürlichen
weitgehend verschwunden sind. Nebst den Bodenabbaugebieten hat die Armee zu
deren Überleben beigetragen. Gelbbauchunken laichen
sehr gerne in leicht bewachsenen Wagenspuren und ähnlichen Pfützen mit
durchwirbelbarem Substrat. Viele davon finden in Lehm- oder Kiesgruben,
Waffenplätzen oder Deponien und Baustellen mit Feuchtstellen.
Frische Panzerspuren, die bald besiedelt werden.
Das ideale Unkengewässer zeichnet sich aus durch starke Besonnung, wenig Vegetation, geringer Tiefe und feinem, auwirbelbarem Bodenschlamm. Dieses Gewässer trocknet auch regelmässig aus. Komplett kahle Gewässer oder solche mit kiesigem Untergrund in den sich die Tiere nicht eingraben können werden seltener besiedelt. Bei fehlender Alternative wurden jedoch schon Unken und deren Larven in Felspfützen und Kiestümpeln gefunden. Das ideale Alter eines Gewässers ist 1-3 Jahre, wobei es in dieser Zeit schon mehrmals austrocknen darf.
Gelbbauchunken eher nachtaktiv, lassen sich aber auch tagsüber gut beobachten. Dann sieht man sie oft im Wasser "hängen" und die Nasen über die Wasseroberfläche strecken. Dabei wird auch ihr deutlichstes Merkmal sichtbar, der gelb-schwarz marmorierte Bauch. Diese Farbgebung dient der Feindabwehr. Wenn den Unken ein Feind bedrohlich wird, machen sie ein hohles Kreuz und präsentieren ihren Bauch mit der Warnfärbung. Zusätzlich stossen sie ein übel riechendes Sekret ab, so dass der Angreifer oft von der Unke ablässt.
Im Wasser stellen sie Insekten wie z.B. Mückenlarven nach, die sie unter Wasser oder an dessen Oberfläche erbeuten. Sie fressen sonst Insekten, Spinnen, Würmer und andere Wirbellose.
Während der Paarungszeit, die von Ende April bis August dauert mit dem Höhepunkt im Mai und Juni, machen die Männchen mit dumpfen Uhh- Rufen auf sich aufmerksam. Damit beginnen sie sobald die Wassertemperatur mehr als 11-14 °C beträgt. Besonders grosse Laichgesellschaften können über hundert Meter weit gehört werden, obwohl ihr Ruf nicht besonders laut ist. Dadurch locken sie paarungsbereite Weibchen an und verteidigen auch ihr Revier. Diese Reviere haben einen Durchmesser von etwa 50-75cm aus denen konkurrierende Männchen vertrieben werden. Die Weibchen kommen meist nur wenige Tage zur Eiablage ans Wasser, während sich die Männchen oft längere Zeit im Gewässer aufhalten. Ein Weibchen kann mehrmals pro Jahr ablaichen. Besonders bei milder Witterung nach Regen ist die Laichtätigkeit gross. Die Weibchen legen kleine Eipakete zu ca. 2-30 Eiern, die vom Männchen sofort befruchtet werden. Dieses klammert sich auf den Rücken des Weibchens indem es seine Arme um die Hüfte des Weibchens schlingt. Die Eier werden meist an Pflanzenstängel befestigt oder aber sie sinken seltener auf den Gewässergrund. Die Larven entwickeln sich sehr rasch, da die kleinen Tümpel auszutrocknen drohen, was immer wieder zu Verlusten führt. Bei warmer Witterung wandeln sie sich bereits nach 1 Monat zum landlebenden Tier. Die Kaulquappen sind sehr wärmeresistent, Wassertemperaturen bis 36°C können ausgehalten werden.
Albino Kaulquappe
Die Tiere sind nach 2 Jahren geschlechtsreif, teilweise sogar nach einem Jahr, warten dann aber mit der ersten Paarung noch ein weiteres Jahr. Besonders Jungtiere suchen sich neue Lebensräume während die alten eher standorttreu bleiben. Die Jungtiere können so neue Lebensräume rasch besiedeln. Die Gelbbauchunke erreicht ein Alter von bis zu 15 Jahren.
Kahnstellung der Gelbbauchunke: Wenn die Unke sich bedroht fühlt streckt sie die Beine nach oben um den farbigen Bauch zu zeigen (Bild: Dirk Frühling)
Die Gelbbauchunke hält sich vorwiegend an Land auf. Es findet aber ein steter Individuenaustausch statt, so dass meist immer einige Unken am Wasser anzutreffen sind. Die Landlebensräume müssen während dem ganzen Jahr genügend Bodenfeuchtigkeit und Versteckmöglichkeiten aufweisen. Dazu eignet sich liegendes Gras oder Holz, weicher Waldboden oder die Streuschicht von Krautfluren.
copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT
CH: Vorwiegend auf der Alpennordseite entlang der grösseren Flüsse
Europa: Südliche Hälfte Deutschlands (Grenze etwa Mittelgebirge), Frankreich, Italien, Österreich, Tschechien, Slowakei, Balkan.
Die Gelbbauchunke war einst eine sehr verbreitete Art. In den letzten Jahrzehnten ist ihr Bestand jedoch stark zurückgegangen. Dies ist wie bei anderen Froschlurchen vor allem auf den Rückgang ihres Lebensraums zurückzuführen. Fehlende Dynamik in den natürlichen Lebensräumen führt zur Verbuschung und dem Zuwachsen der Tümpel. Brachland wurde in Kulturland überführt, die Landwirtschaft intensiviert und Feuchtgebiete trockengelegt.
Viele Vorkommen sind heute an von Menschen geschaffenen Standorten gebunden wie etwa Gruben oder Waffenplätze. Daher ist es wichtig, dass zu den Unken und andere Pionierarten in diesen Räumen sorge getragen wird. Die Bedeutung dieser Gebiete haben das Militär und einige weitsichtige Grubenbesitzer erkannt und auf ihrem Gelände mehrere Standorte als geschützte Stellen erklärt, wo die Tiere Ruhe finden. Daneben fahren aber weiterhin die Fahrzeuge und graben immer wieder neue Löcher ganz im Sinne der Gelbbauchunke. Natürlich werden auch immer wieder Tiere überfahren, doch sind dies wenige im Vergleich zur Anzahl die überleben können dank der regelmässigen "Pflege" des Landes. So bleibt stets ein gewisser Anteil des Bodens in nacktem Zustand und verwildert nach und nach, bevor er erneut aufgerissen wird. Bleibt die "Pflege" aus, kann dies verheerende Folgen haben. Auf einem "aktiven" Panzergelände habe ich einst 8 Tümpel mit Kaulquappen gefunden. Danach wurde das Gelände an einer Stelle umgebaut und die Panzer fuhren deswegen 2 Jahre nicht. Im folgenden Jahr war der Boden stark überwachsen und nur eine kleine neue offene Fläche vorhanden. Ich zählte zur gleichen Jahreszeit nur noch 2 Tümpel mit Kaulquappen, ausschliesslich in der noch offenen Fläche. Nach Wiederaufnahme der Fahrtätigkeit nahm die Zahl der Unken in den folgenden Jahren wieder stark zu auf mehrere Dutzend Exemplare. Allerdings war dies keine vertiefte Studie und die Resultate sind mit entsprechender Vorsicht zu geniessen. In Gruben haben sich sog. Wanderbiotope bewährt, wo immer ein Teil der Grube genutzt wird, ein weiterer der Natur zur Verfügung steht bevor dieser nach und nach rekultiviert wird. Diese Räume wandern im Zuge des Abbaus über die Grube. Mehr zum Schutz auf Waffenplätzen und in Gruben auf den entsprechenden Seiten.
Daneben hat der Erhalt der natürlichen Lebensräume höchste Priorität. Noch intakte Flussauen müssen erhalten werden, den verbauten Flüssen wieder mehr Raum zurückgegeben werden. Wo die natürliche Dynamik nicht mehr wirken kann sind regelmässige Pflegeeinsätze nötig um wieder neue flache Tümpel zu schaffen und zu stark wuchernde Vegetation zurückzuschneiden.
Schweiz: stark gefährdet (EN)
Deutschland: stark gefährdet (2)
Österreich: gefährdet (3)