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Verfasst: Sa, 10.09.2005 00:59
von mile19
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Vor etwa drei Wochen entdeckte ich eine ganze Horde kleiner Teichfrösche, die sich in unserem Gartenteich angesiedelt haben.
Bis dahin hatten nur Grasfrösche, Erdkröten, Teich- und Bergmolche sowie Feuersalamander unseren Teich zum Laichen benutzt.
Mich freut dieser Zuzug zwar wahnsinnig, aber ich verstehe einfach nicht, wie diese Frösche hierhergelangt sind ! Wir leben in einem engen Tal zwischen zwei Bergen, und im ganzen Umkreis (inklusive einem Bach fast vor der Haustür) konnte ich trotz intensiver Suche niemals Grünfrösche sehen oder hören. Der nächste von Fröschen besiedelte Teich liegt etwa 5 km Luftlinie weiter hinter zwei bewaldeten Bergen mit einer Bundesstraße dazwischen.
Woher können diese Tiere nur gekommen sein ? Und dann auch noch gleich eine so große Truppe ! (Meine letzte Zählung ergab 27 Exemplare !)

Das wird im Frühjahr ein Theater geben :-O

Weiß irgendjemand über das Wanderverhalten dieser Gattung Bescheid ?

Verfasst: Sa, 10.09.2005 17:17
von Froschnetz
Teichfrösche können bis zu 2.5 km wandern, der Kleine Wasserfrosch etwas weniger.
Es ist aber gut möglich, dass sie vom Bach angeschwemmt wurden. Vielleicht hat ein Hochwasser ihren Teich überflutet, sie in den Bach gespült und sie sind dann in der Nähe deines Teiches wieder an Land gegangen. Anders kann ich mir das plötziche Massenvorkommen nicht erklären wenn nicht in der nahen Umgebung andere Populationen vorkommen.

Verfasst: Sa, 10.09.2005 18:00
von mile19
Vielen Dank für den Hinweis !

Der Bach trug zwar kein Hochwasser in den vergangenen Monaten - im Gegenteil, bei uns hat´s den ganzen Sommer lang eher wenig geregnet, und der Bach führt die meiste Zeit kaum noch Wasser - aber der Tip mit den 2,5 Kilometern hilft mir durchaus. Natürlich wusste ich, dass Amphibien grundsätzlich zwischen ihren Laich- und Sommergewässern wandern, aber wie groß die Strecken sind, die sie dabei bewältigen können, ließ sich leider nirgendwo nachlesen.

Nun aber komme ich ins Grübeln : Bachaufwärts, rund 2 km von hier entfernt, liegt das nächste Dorf, und ob es dort irgendwelche Froschtümpel oder entsprechend bewohnte Gartenteiche gibt, weiß ich allerdings nicht. Aus Deinen Angaben folgere ich also, dass es zumindest möglich erscheint, dass die Frösche am Bach entlang aus dem Nachbardorf hierhergewandert sein könnten.

Die durchschnittlich 3cm großen Tiere erscheinen mir zudem noch nicht ganz ausgewachsen zu sein. Vielleicht sind es diesjährige und vielleicht waren sie auf der Suche nach einem neuen Revier ? Schön wäre es, wenn sie hier blieben und im Frühjahr im Anschluss an die Grasfrösche und Kröten ebenfalls laichen würden.

Darüber werde ich sicherlich berichten ;-)

Verfasst: So, 11.09.2005 10:13
von Froschnetz
Die 2 km erscheinen mir doch etwas weit, vor allem für die jungen Frösche. Die 2.5 km sind Maximalwerte. Dass einzelne Tiere so weit wandern ist schon möglich aber gleich so viele auf einmal und dann landen alle am selben Ort. :( Daher müssen die mit dem Bach gekommen sein, wenn nicht in der näheren Umgebung ein Gewässer mit Wasserfröschen vorkommt.
Vielleicht ist in dem Nachbardorf ein Teich aufgehoben worden, so dass die Frösche abwanderten und dann im Bach landeten oder es gibt dort eine grössere Population mit vielen Jungtieren, wovon einige auf der Suche nach einem neuen Lebensraum ebenfalls in den Bach geraten sind. Dann müssten aber schon in früheren Jahren Wasserfrösche beobachtet worden sein.
Eine andere Möglichkeit wäre theoretisch, dass sie jemand ausgesetzt hat. Es kommt immer wieder vor, dass Leute von weit her Kaulquappen oder Laich aus Gewässern entwenden und diese dann zuhause im Aquarium aufziehen. Evtl. hat das jemand in der Nachbarschaft gemacht und sie dann freigelassen worauf sie dann in den Teich gekommen sind. Das würde auch erklären, dass alle von etwa der gleichen Grösse sind und es keine erwachsenen Tiere dabei hat.

Verfasst: So, 11.09.2005 18:13
von mile19
Ja, genau das hat mich so verwundert : Erstens, dass es so viele sind; zweitens, dass sie alle offensichtlich ziemlich gleich groß bzw. wahrscheinlich gleich alt sind; und drittens, dass sie allem Anschein nach gleichzeitig eingewandert sind.

Dass sie jemand ausgesetzt haben könnte, haben wir deshalb auch schon in Betracht gezogen. In der Nachbarschaft ist unser Wassergarten (drei verschieden große Teiche) bekannt und unser Grundstück zudem frei zugänglich. Allerdings wohnen in diesem Dorf gerademal so an die 400 / 500 Leute, zwei davon außer uns haben ebenfalls einen Gartenteich. Wir kennen aber beide Gewässer, und da gab und gibt es nach wie vor keinen Grünfrosch.

Wir wohnen erst wenige Jahre hier und haben unseren Teich vor 3 Jahren gebaut. Im darauffolgenden Frühjahr, also in 2003, haben sich die ersten Amphibien eingestellt, nämlich Molche, Kröten und später dann Grasfrösche.

Da ich davor im Flachland gelebt habe, wo es massenweise Wasserfrösche gab, und da sich in meinem damaligen Gartenteich ebenfalls Wasserfrösche angesiedelt hatten, haben wir natürlich gehofft, dass das hier auch geschehen würde. Bei unseren Spaziergängen und Wanderungen mussten wir dann aber feststellen, dass es nirgendwo entsprechend quakte oder plätscherte. Wir schlussfolgerten, dass unsere Landschaft hier zu bergig, zu bewaldet oder sonstwie ungeeignet sei, um Wasserfröschen eine passable Heimat zu bieten.

Erst vor geraumer Zeit habe ich dann eine Gärtnerei in der Nähe entdeckt, wo Grünfrösche leben. Das ist aber eben hinter zwei Bergen und einer Bundesstraße und etwa 5km von hier entfernt.

Wie die Garten- und Teichlandschaft im 2km entfernten Nachbardorf aussieht, weiß ich aber wie gesagt nicht. Dort könnte es vielleicht eine Grünfroschpopulation geben, die ich noch nicht entdeckt habe. Der Bach fließt durch diesen Ort zu uns und quasi an unserer Haustür vorbei. Sollten die Frösche diesen Weg gekommen und bei uns praktisch "ausgestiegen" sein, dann kann ich mich wirklich nur freuen !

Kann ich denn darauf hoffen, dass sie bei uns bleiben, hier überwintern und sich womöglich auch hier fortpflanzen ? Die Molche, Kröten und Grasfrösche haben unseren Teich jedenfalls sehr schnell und offenbar sehr gerne angenommen. In diesem Sommer haben wir jedenfalls schon die dritte Generation aufwachsen sehen.

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Verfasst: Mo, 12.09.2005 14:18
von Froschnetz
Da das Gewässeranebot in der Umgebung nicht sehr gross ist, stehen die Chancen gut, dass viele der Frösche bleiben werden. Es werden sicher ein paar den Winter nicht überleben oder auch zumindest vorübergehend wieder abwandern, aber bei 27 Exemolaren stehen die Chancen gut, dass einige bleiben. Sehr wahrscheinlich werden auch die anderen Teiche im Dorf vom einen oder anderen Wasserfrosch besiedelt sofern diese dieser Art zusagen.
Einzelne Frösche könnten sich schon im nächsten Jahr fortpflanzen, der Rest wird dann in 2 Jahren geschlechtsreif.
Die Chancen stehen gut, dass sich eine Wasserfrosch Population bildet, da sich auch die anderen Arten offensichtlich erfolgreich fortgepflanzt haben. Die einzige Gefahr wäre Inzucht, falls die Frösche tatsächlich ausgesetzt wurden und alle von den selben Eltern stammen. Ein Genaustausch kann ja nicht stattfinden wenn es in der Umgebung tatsächlich keine anderen Wasserfrösche hat.

Verfasst: Mo, 12.09.2005 23:23
von mile19
Tja, an das Problem mit der Inzucht habe ich auch schon gedacht.
Allerdings weiß ich nicht so genau, ob die Natur das eventuell zu verhindern weiß oder ob Inzucht bei Ambhibien vielleicht auch gar nicht so viel ausmacht.
Vorausgesetzt, es handelt sich bei unserer Horde tatsächlich um lauter Geschwister.

Die Abwanderung in die benachbarten Gartenteiche wäre bedauerlich - nicht für uns, sondern für die Frösche. Denn in dem einen Garten wohnt eine Kreuzotter, die den betreffenden Teich gerne als gedeckten Tisch betrachtet, im anderen werden Fische gehalten.

Alles in allem bin ich jedenfalls schon äußerst gespannt, wie sich die Dinge hier entwickeln werden. Bislang haben uns die Ereignisse im und am Teich schon sehr viel Freude gemacht.

Verfasst: Di, 13.09.2005 19:01
von Froschnetz
Inzucht ist bei Amphibien ein häufiges Problem, wobei vor allem die Populationsgrösse entscheidend ist. Kleine Popultionen sind hiervon wesentlich stärker betroffen, vor allem wenn die Durchmischung mit Nachbarpopulationen klein ist.
Missgebildeter Laich und Kaulquappen können auf Inzucht hinweisen.
Ich hoffe aber, dass du mit deinen Wasserfröschen Erfolg hast. Viel Glück! Ich bin auch gespannt, wie sich das entwickelt.