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Chytridpilz

Verfasst: So, 12.07.2009 17:49
von Benedikt
Frank D. hat geschrieben:Andere wiesen diese merkwürdigen Krämfe auf.
Dieses Symptom überzeugt mich nicht. Was viel besser ist: Ein an der Chytridiomykose erkrankter Frosch dreht sich nicht mehr auf den Bauch um, wenn man ihn auf den Rücken legt. Das ist ein für die Chytridiomykose typisches Verhalten.
Frank D. hat geschrieben:Der Züchter lebt übrigens nicht in Deutschland.
Nähere Angaben möchte ich über ihn jedoch nicht machen, da er eigentlich ein sehr guter und hilfsbereiter Kerl ist, ohne den ich mein
Hobby sicher nicht hätte verwirklichen können.
Einspruch! Jemand, der durch sein Verhalten dazu beiträgt, dass der Chytridpilz weiter verschleppt wird, ist keinesfalls ein "guter Kerl". Er verhält sich gegenüber den Amphibien und den Amphibienfreunden verantwortunglos!

Gruss, Benedikt

Verfasst: So, 12.07.2009 20:08
von Donnydarko
Ich habe mal gelesen, dass die meisten tropischen Amphibien und Reptilien Wildfänge sind, nur wenige sind Nachzuchten. Wie kann man sich da sicher sein ob man überhaupt gesunde Frösche beim Händler erwirbt. Auch private Züchter haben anscheinend das Problem.
Gruss Donny

Verfasst: So, 12.07.2009 20:26
von Benedikt
Bei guten Gesellschaften wie der DGHT (http://www.dght.de) gibt es viele gute und verantwortungsvolle Züchter. Besorge dir Frösche von denen anstatt vom Händler (der will in erster LInie Geld verdienen).

Gruss, Benedikt

Verfasst: So, 12.07.2009 22:48
von Frank D.
Mir sind damals leider so viele Tiere eingegangen, da mein Tierarzt zunächst an eine Vergiftung oder bakterielle Infektion gedacht hatte.
Sie wurden unter anderem auf Flagelaten und Felarien behandelt.
Selbst Strongioliden sind bei den Proben gefunden worden.
Meine Tiere wiesen weder eine Hautverfärbung auf noch häuteten sie sich ungewöhnlich oft.
Man bedenke von ca. 130 verendeten Tieren nicht einer !

Sie fraßen sogar ganz gewöhnlich, sprangen nach den Drosophilafliegen und bekamen im Sprung plötzlich diese " epileptischen "Anfälle.

Nach ein oder zwei Minuten Koma hüpften die Tiere weiter als ob nichts gewesen wäre. Schließlich verstarben sie nach den " Krampfanfällen ".
Oder rutschten nach einem Anfall ganzeinfach in den Wasserteil, wo sie dann ertranken.

Wie die Diagnose leider viel zu spät gestellt wurde, verstarben trotz Behandlung noch etliche Frösche, da die Erkrankung bei einigenDendrobatiden bereits zu weit fortgeschritten war.

Tiere welche noch keine Auffälligkeiten hatten, konnten mit den Medikamenten geheilt werden.

Selbst nach "erfolgreicher" Behandlung gab es noch immer einige Tiere
unter ihnen, die scheinbar immer wieder "rückfällig" wurden.

Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass heute jeder Züchter oder
Hobbyzüchter irgendwann einmal den Chitrid in seinen Dendrobatenterrarien vorfinden wird.
Und man darf auch nicht vergessen, dass nicht alle Froscharten unbedingt an der Erkrankung sterben.

Dendrobates Leucomelas erkrankte bei mir ohne nennenswerte Ausfälle.
P. Bicolor, D. Ganaktonotes starben binnen weniger Tage.
D. tinctorius hält wohl aufgrund seiner Größe noch etwas länger durch.
Nach dem Abstrich zu urteilen, waren sie jedoch alle " extrem " befallen.

Kein Hobbyzüchter würde zugeben den Pilz zu haben. Er hat Angst das sich das herumspricht.
Das geht ganz schnell, ich spreche da aus eigener Erfahrung.
Um der nächsten Frage gleich vorzubeugen, ich habe keine kranken Frösche abgegeben.
Und wenn sich jemand einen Frosch auf der Börse zulegt, wer von ihnen
hält die Tiere schon Monate lang in Quarantäne ?
Mal ehrlich vielleicht 2 Wochen, wenn überhaupt.
Selbst wenn man sie ausreichend lange seperat stellt, bricht die Krankheit eben ein halbes Jahr später im Hauptbecken auf, da die Frösche nun mehr unter Stress stehen.

Damals besaß ich 14 Zuchtterrarien und ich bin immer extrem vorsichtig und sauber gewesen.
So übertrug sich der Pilz durch herumfliegende Fruchtfliegen von einem Behälter zum Anderen.
Und das über 2 Stockwerke !
Die Terrarien sind egal wie passgenau sie auch gefertigt sind niemals 100% Drosophila sicher.
Stellt euch nur vor, da fliegt von eurem Quarantänebecken eine kleine Fruchtfliege in das gerade mal kurz geöffnete Terrarium nebenan im Raum.
Schon ist es passiert.
Oder eine infizierte Fliege stürmt ungesehen eure Drosophilazucht ?
Ich habe damals wirklich alles an Terrarien und Ausstattung vernichtet.
Erst nachdem ich 1 Jahr !! keine weiteren Krankheitsfälle mehr hatte, habe noch einmal von vorne begonnen.

Verfasst: Mo, 13.07.2009 11:16
von alex
Ich glaube nicht dass ein paar ausgebüxte Drosophilas den Pilz in Deinem beschriebenen Ausmass übertragen.
Wesentlich pathogener sind alle Gerätschaften und der Pfleger selbst.
Oder desinfizierst Du alles wenn Du Sprühst/Fütterst/händelst!?!

Die beste Vorsichtsmassnahme ist wenn Du für jedes Becken eigene Pinzetten, Droso-Zuchten, Sprühflaschen und Einweghandschuhe besorgst.
Beim Raumwechsel würde ich die Hände Desinfizieren und die Schuhe wechseln!

Das verlangt jedoch eiserne Disziplin (auch wenn es mal schnell gehen muss)
aus diesem Grunde bin ich u.A. gegen die oft diskutierte Arche-Noa in Privathänden!
Gruss Alex

Verfasst: Mo, 13.07.2009 12:00
von Frank D.
@alex
Da muß ich Dir zustimmen. Wenn man verhindern will, dass sich die Erkrankung von einem Becken auf das nächste überträgt, wird man wohl für klinische Bedingungen sorgen müssen.
So etwas geht im Wohnzimmer schlecht.
Ich bin schon gewissenhaft damit umgegangen. ( so gut wie ich es eben konnte )
Wie Du siehst ohne Erfolg.

Ich denke auch, dass durch dieses rein und raus von Fröschen beim Händler oder Züchter, nur eine Frage der Zeit ist, bis sich der Chitrid
eingenistet hat.

Verfasst: Mo, 13.07.2009 12:28
von Jerre
Mittlerweile weiß ich was der Chytridpilz ist,.. kann mir jemand mal die Aussprache davon irgendwie posten?
Jedesmal wenn ich das les bin ich irgendwie dazu verpflichtet es vor mich hin zu sagen und bekomm fast einen Anfall weil es so ein Zungenbrecher ist!

Verfasst: Mo, 13.07.2009 12:53
von alex
Chytridpilz
spricht man Ky-trid-pilz
Gruss Alex

Verfasst: Mo, 13.07.2009 12:58
von alex
Ich denke auch, dass durch dieses rein und raus von Fröschen
Bei anständiger Haltung beim Züchter oder Privat sollte es im Grunde nur ein "Raus" der Tiere geben.
Da aber jeder seriöse Züchter ein räumlich getrenntes Quarantäne -Becken besitzt, immer auf dem neuesten Wissensstand (gehaltenes Tier bezogen) ist,
dürfte auch ein gelegentliches "Rein" problemlos verlaufen.
Gruss Alex

Verfasst: Mo, 13.07.2009 15:57
von Benedikt
Es gibt keinerlei gesicherte Hinweise, dass der Chytridpilz durch Drosophila übertragen wird.

Gruss, Benedikt

Verfasst: Mo, 13.07.2009 16:12
von Benedikt
Frank D. hat geschrieben:Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass heute jeder Züchter oder Hobbyzüchter irgendwann einmal den Chitrid in seinen Dendrobatenterrarien vorfinden wird.
Und wenn diese Leute dann gleichzeitig einheimische Arten pflegen und diese dann aussetzen, so ist das Potenzial da, dass sie den Chytridpilz in die Natur bringen. Das wäre natürlich ganz schlecht!

Gruss, Benedikt

Frage

Verfasst: Mo, 13.07.2009 21:27
von Donnydarko
Mich würde interessieren, ob Agakröten und Erdkröten auch vom Chytridpilz befallen werden?
Gruss Donny

Verfasst: Mo, 13.07.2009 21:56
von Donnydarko
Habe hier einen Link gefunden über einen Virus der wohl genauso schlimm wie der Pilz ist

http://pressetext.at/news/020128039/fro ... n-lurchen/

Verfasst: Mo, 13.07.2009 23:28
von Frank D.
Das der Pilz von Drosophila übertragen wird, mag wissenschaftlich vielleicht noch nicht bestätigt worden sein, wird es aber wenn jemand danach forscht.
Meine Terrarien und die Einrichtungsgegenstände waren alle nagelneu, sind niemals mit den Tieren in Berührung gekommen.
Jedes Becken ein eigenes Reinigungstuch.
Eigene Wasserversorgung.
Eigene Beleuchtung.

Die Becken wurden nach dem einsetzten innen überhaupt nicht mehr berührt.
Als ich später aus Dortmund einige P. Bicolor kaufte und diese in ein solches nagelneues Becken setzte, welches ich jeweils für jede Art extra habe bauen lassen, dauerte es weniger als eine Woche und alle 10 Tiere erkrankten. Kurze Zeit später sind sie verstorben.

Auf der Bananenscheibe saßen Drosophila, die ich garnicht gefüttert habe.
Die bicolor bekamen nämlich kleine Heimchen.
Andere Frösche bekamen keine Heimchen. Selbst den großen grünen Tincs sind die nämlich zu groß.

PS : Im übrigen : Klar drehen die sich nicht mehr aus der Bauchlage zurück
wenn man sie umdreht. Die können dann kaum noch richtig die Beine anziehen. Ich schätze mal das tun sie weil es ihnen so dreckig geht.

Aber warum soll das typisch für Chytrid sein ?
Ist das nicht eher ein Zeichen für die Schwäche des erkrankten Tieres ?

Verfasst: Di, 14.07.2009 09:57
von Benedikt
Frank D. hat geschrieben:Das der Pilz von Drosophila übertragen wird, mag wissenschaftlich vielleicht noch nicht bestätigt worden sein, wird es aber wenn jemand danach forscht.
Der Chytridpilz ist ein aquatischer Pilz, der im Wasser lebt oder in feuchtem Bodensubstrat. Es ist kaum wahrscheinlich, dass der den Flug auf einer Drosophila überlebt. Die Forscher sind auch intensiv auf der Suche nach Tierarten ausser Amphibien, auf denen der Pilz leben kann. Bisher wurden sie nicht fündig.

Frank D. hat geschrieben:PS : Im übrigen : Klar drehen die sich nicht mehr aus der Bauchlage zurück
wenn man sie umdreht. Die können dann kaum noch richtig die Beine anziehen. Ich schätze mal das tun sie weil es ihnen so dreckig geht.

Aber warum soll das typisch für Chytrid sein ?
Ist das nicht eher ein Zeichen für die Schwäche des erkrankten Tieres ?
Frösche, die von Forschern experimentell mit Chytrid infiziert wurden, zeigen eben genau dieses Symptom: Sie drehen sich aus der Rückenlage nicht mehr auf den Bauch. Siehe Beispielsweise hier unter "clinical signs":
http://www.wildlifehealth.org.au/AWHN_A ... 0(1.0).pdf

Gruss, Benedikt