Ausweichquartier für Kaulquappen?

Richarda
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Ausweichquartier für Kaulquappen?

Beitrag von Richarda »

Ich habe eben erst die Homepage von Froschnetz entdeckt und schon einige Antworten auf mehrere Fragen erhalten.
Mit zwei Phänomenen hatten wir in unserem jetzt 5 Jahre alten kleinen Teich (ca. 700 l) zu tun:

1. Wir haben immer üppig Krötenlaich und KQ im Teich, die aber irgendwann - ungefähr bei Erbsengröße in der Entwicklung stehen bleiben (keine Beinchen usw.).
2. Die KQ wurden immer weniger, sprich die Libellenlarven und Rückenschwimmer fraßen alles weg.

Auf Frage 1 habe ich eigentlich mit dem Hinweis auf den Crowding Effekt schon eine Erklärung gefunden, aber warum ist das so? Alex schreibt in einer Atwort am 19.3., dass es eigentlich nie zuviel Laich geben kann. Zumal wenn sie, wenn es Feinde gibt, immer weniger werden.

Wir haben in diesem Jahr vor eine "Kinderstube" einzurichten, also eine Wanne anzulegen, in der wir einige KQ seperat aufziehen, und dann, wenn sie ausgebildet sind, wieder in den Teich zurück zu setzen.

Eine andere Lösung wäre wohl einen richtigen zusätzlichen Miniteich anzulegen und diesen alle 2 Jahre austrocknen zu lassen. Wenn ich die Beiträge im Forum richtig deute, könnte dies auch den Grasfrosch wieder anlocken, der nach den ersten zwei Jahren aus unserem Teich verschwunden ist.

Ich bin gespannt auf eure Antworten und freue mich auf dieses Forum gestoßen zu sein. :D :D :D

Richarda
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Benedikt
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Re: Ausweichquartier für Kaulquappen?

Beitrag von Benedikt »

"Zu viel" Kaulquappen ist eine rein menschliche Sichtweise. Es ist möglich, dass die Anzahl Kaulquappen die Kapazität des Weihers (sprich: wieviel Futter hat es?) überschreitet. Wenn das so ist, dann reguliert sich das von alleine. Deshalb meine ich, dass es nicht nötig ist, einzugreifen bzw. wenn du Kaulquappen in einer Wanne aufziehst, dann sorgst du eigentlich nur dafür, dass die natürlichen Regulationsmechanismen nicht greifen können.

In einem kleinen Weiher ist oft nicht genügend Platz für mehrere ökologisch ähnliche Arten. Daher findest du oft nur Erdkröte oder Grasfrosch in den Gartenweihern.

Gruss, Benedikt
alex
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Beitrag von alex »

Ich verstehe den Traderöffner gegenteilig.
Die Kaulquappen der Erdkröte fallen vor dem einsetzen der Metamorphose gänzlich den Predatoren zum Opfer. Er nennt Libellenlarven.

Bennis Antwort versteht man besser wenn man aufhört lokal zu betrachten sondern eher im regionalmen Bereich die Populationen beurteilt.
Dann stellt man fest dass nicht in jedem Teich und in jedem Jahr die Reproduktionsversuche der Amphibien gelingen.
Darum findet man bei jeder Amphibienart alle möglichen Strategiehen.

Doch ich verstehe sehr gut wenn man gerade im eigenen Garten etwas den Lebewesen unter die Arme greifen will.
Spetiell für Dich müsstest Du Dier mal überlegen warum Dein Teich für die EK nicht geeignet ist und wie Du diesen spetiell für Deine Zielarten verbessern kannst.
Eine Zielart könnten durchaus Libellen sein.
Doch Du willst anscheinend die EK fördern.
Am wirkungsvollsten sind immer natürliche Masnahmen wie ZB. beschatten des Teiches mit einem Laubbaum, welcher im Frühjahr eine schnelle Erwährmung des Wassers durch das fehlende Laub zu lässt, und im Sommer durch die Beschattung die Libellen fern hält.
Ein trockenlegen entspricht nicht den klassischen EK Gewässern sondern ist eher bei der Zielart GF eine mögliche Massnahme.
Ebenfalls sind EK Quappen zur Koexistenz mir Fischen fähig. So kann ein leichter Fischbesatz durchaus die EK -Reproduktion verbessern.
Das muss jezt nicht heissen möglichst viel Fische in den Teich zu schmeissen sondern ich nannte es mehr der Vollständikeit wegen.

Für Die GF hilft in der Tat nur ein anlegen eines 2. Teiches, doch mehr nach dem Prinzip Wässermatte! und nicht im Sinne eines klasischen Teiches.
Wässermatte:
Eine Wiese welche Zeitweise überflutet ist.
Für den GF ist der Zeitraum März bis Juli ideal.
Gruss Alex
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Benedikt
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Beitrag von Benedikt »

alex hat geschrieben:Doch ich verstehe sehr gut wenn man gerade im eigenen Garten etwas den Lebewesen unter die Arme greifen will.
Einverstanden. Aber nicht jede Massnahme ist sinnvoll. Wenn man mit Aufzuchtaktionen dafür sorgt, dass es im Weiher immer mehr Kaulquappen hat, als der Weiher ernähren kann, so ist das meiner Meinung nach keine gute Massnahme.

Gruss, Benedikt
alex
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Beitrag von alex »

Vorausgesetzt ich habe nichts überlesen, spricht Richarda eben ganau vom Gegenteil, alle Quappen werden gefressen.
Somit sind es zu wenig um über den Predatorendruck hinaus noch erfolgreich zu reproduzieren.

Um nicht an einander vorbeizu diskutieren müssen wir uns in folgenden Punkten einig sein:

-Alle Quappen werden in diesem Beispiel gefressen.
-Bei einem möglichen Growding über leben immer die Stärksten
-Sie möchte mehr EK haben.
Gruss Alex
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Benedikt
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Beitrag von Benedikt »

alex hat geschrieben:-Alle Quappen werden in diesem Beispiel gefressen.
Kann sein. Kann aber auch sein, dass die Kaulquappen nicht mehr zu sehen sind weil sie sich verstecken. Das ist die typische Reaktion von Amphibienlarven auf Fressfeinde, wenn auch bei der Erdkröte weniger stark ausgeprägt als bei andern Arten.
alex hat geschrieben:-Bei einem möglichen Growding über leben immer die Stärksten
Richtig, und damit reguliert sich der Bestand auf natürliche Weise nach unten. So pendelt sich mit der Zeit eine Populationsgrösse ein, die vom Weiher ernährt werden kann. Daher halte ich Aufzuchtaktionen für nicht sinnvoll.
alex hat geschrieben:-Sie möchte mehr EK haben.
Sie hat bereits "üppig Laich und Larven".

Gruss, Benedikt
Richarda
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Beitrag von Richarda »

Jetzt hab ich eine halbe Stunde an einer Antwort geschrieben und bin leicht :twisted: genervt, weil sie beim Versuch sie einzustellen verschwunden ist! Also auf ein Neues!
Ich habe eure Beiträge mit großem Interesse gelesen.
Unser Teich ist wirklich sehr klein (600 - 700 l) und wir käpfen mit zwei Phänomenen:

1. Die KQ stellen das Wachstum ein
Wenn ich´s richtig verstanden habe, setzt der Crowding-Effekt ein, wenn zuviele KQ auf zu wenig Raum leben. Warum entwickeln sie sich aber nicht weiter, wenn sie durch Fressfeinde auf ein für den Teich verträgliches Maß dezimiert wurden?

2. Sie werden alle gefressen
Dass sie sich verstecken, hab ich am Anfang auch gedacht / gehofft - glaub ich aber mittlerweile nicht mehr so richtig.
Deshalb wollen wir in einer Wanne ein Ausweichquartier für ca. 30 KQ schaffen und im Übrigen im Teich der Natur ihren Lauf lassen

Die Diskussion, wie weit man überhaupt eingreifen soll, führen wir jedes Jahr, und wir freuen uns auch an den Libellen - keine Frage! Ein paar Amphibien wären aber auch schön :wink:. Wenn wir ein paar Erdkröten durchbrächten würden wir uns einfach freuen; auch wenn das, dass wir uns freuen nicht das Ziel der natürlichen Repuduktion ist - schon klar! Erhöht aber unsere Motivation ungemein :D .

Und Alex: der Miniteich mit Austrocknen ist schon im Hinblick auf Grasfrösche gedacht. Danke für die Gestaltungstips.

Freue mich schon auf eure Antworten!
Gruß, Susanne
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Benedikt
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Beitrag von Benedikt »

Richarda hat geschrieben:1. Die KQ stellen das Wachstum ein
Wenn ich´s richtig verstanden habe, setzt der Crowding-Effekt ein, wenn zuviele KQ auf zu wenig Raum leben. Warum entwickeln sie sich aber nicht weiter, wenn sie durch Fressfeinde auf ein für den Teich verträgliches Maß dezimiert wurden?
1) Es sind immer noch zuviele.
2) Die Kaulquappen haben einen genetischen Defekt (Inzucht oder etwas in der Art).
3) Wenn Fressfeinde da sind, sind Kaulquappen weniger aktiv und fressen damit auch weniger.

Und wahrscheinlichlich gäbe es noch weitere Erklärungsansätze.

Gruss, Benedikt
Mjoedvidnir
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Beitrag von Mjoedvidnir »

1) Es sind immer noch zuviele.
2) Die Kaulquappen haben einen genetischen Defekt (Inzucht oder etwas in der Art).
3) Wenn Fressfeinde da sind, sind Kaulquappen weniger aktiv und fressen damit auch weniger.

Und wahrscheinlichlich gäbe es noch weitere Erklärungsansätze.
Ich finde das allerdings sehr verwunderlich. Wenn sich die Kaulquappen so normalerweise verhalten sollen, dann wären sie sicher schon ausgestorben.

Ich dachte, der Crowding Effekt würde nur bei vielen Kaulquappen der Gruppe, aber nicht bei allen, einsetzen. Dadurch entwickeln diese sich langsamer, während einige wenige sich durchsetzen und ihre Entwicklung vollziehen. Wenn es immer alle Individuen betrifft, ist der Nutzen für die Population doch gleich Null. :?:

Sollten die Kaulquappen durch Prädation soweit verschwunden sein, dass man sie nichtmal mehr in dem kleinen Teich von 700L entdeckt, würde ich davon ausgehen, dass sie alle weg sind. Allerdings sollte der Crowding Effekt doch schon viel früher abklingen. Dadurch würde die Entwicklung vorangetrieben.

Und zusätzlich konnte ich noch kein Versteckverhalten bei hohen Druck durch Prädatoren beobachten. Die Kaulquappen schwimmen immer erst weg und verstecken sich, wenn der Feind bereits naht. Frühe vorsicht konnte ich nicht feststellen.

Es müssten auch ein haufen Fressfeinde im Teich sein um alle Kaulquappen zu verschlingen. Gehen wir mal davon aus, dass ca. 1000 Kaulquappen nötig sind um in diesem Becken einen Crowding Effekt zu erzeugen. Dann müssten das schonmal 15 - 20 Gelbbrandkäferlarven drin sein um die zu dezimieren, vorrausgesetzt sie ernähren sich ausschließlich von Kaulquappen. Ich weis gerade nicht, wieviele Kaulquappen eine Libellenlarve geeigneter Größe in ihrer Entwicklung frisst, aber das es mehr sind als beim Gelbbrand in der Entwicklung bezweifel ich irgendwie. Wenn da jemand Zahlen zu hätte wäre Klasse.

Gruß
Chris
alex
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Beitrag von alex »

Chris bei 1000 Kaulquappen reicht eine Gelbrandkäferlarve um diese in strukturarmen Gewässern auf Null zu reduzieren.

Ich selbst glaube nicht so recht an den Growding.
Auch nicht daran dass die Kaulquappenweniger fressen,
Den Genetischen Einfluss müsste nun mit der feindfreien Aufzucht nachweissbar sein nimm aber 70 Kaulquappen in einen 20L Eimer und mache ab und an einen Wasserwechsel.
Eventuell werde ich nochmal die Aufzuchtanleitung mit einer Skitze ergänzen.
Schau mal in einer Woche nach ob sich was getan hat.

Mach doch bitte mal ein Bild von Deinem Tümpel, denn nur so kann man die Umwelteinflüsse welche auf das Quappenwachstum wirken besser beurteilen.
Wie Alt ist der Teich?
Auch Weichmacher könnten ein Problem sein.
Gruss Alex
Richarda
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Beitrag von Richarda »

Hallo Leute,
also ich bin total beeindruckt wie ihr euch in meine Fragestellung reinkniet. :o Vielen Dank!
Und Alex: Vielen Dank für dein Angebot; ich bin schon gespannt. Das Foto werd ich die nächsten Tage machen, spätestens am Freitag. Der Teich ist übrigens 4 - 5 Jahre alt und die Wasserhärte ist eher hoch (was meinst du mit Weichmachern?).
Danke! Susanne
Mjoedvidnir
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Beitrag von Mjoedvidnir »

Weichmacher sind Chemikalien, die genutzt werden um Kunsstoffe die richtige "Härte" zu geben. Daher kann man PET-Flaschen auch knicken und falten. Ich weiß nicht genau ob das alle Weichmacher betrifft, aber zumindest haben einige eine estrogene Wirkung. Sie wirken zum Beispiel wie das Hormon Estradiol.

Inwieweit solche Hormone auf die Tiere, hier insbesondere die Frösche/Kröten und deren Entwicklung wirken, kann ich leider nicht sagen, damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. Ist aber sicher ein spannendes und aktuelles Thema. Vielleicht kann ja jemand anderes mehr dazu sagen.
Richarda
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Beitrag von Richarda »

Hallo Alex und alle anderen:
Hier zwei Bilder von unserem "Teichlein":
Bild
Bild
Übrigens habe ich beim Fotografieren gerade den Teich inspiziert und kann in diesem Jahr zum ersten Mal auch merkwürdige weiße Veränderungen im Ei-Kern feststellen, wie sie andere Besucher des Forums auch beschrieben habe. Ein Foto davon ist mir nicht gelungen, weil ich (noch) nicht weiß, wie ich den Autofokus der Digi-Kamera austricksen kann, der sich natürlich immer auf die Wasseroberfläche einstellt.
Gruß, Susanne
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B. Viridis
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Beitrag von B. Viridis »

Eigentlich braucht man dafür einen Polfilter auf der Kamera. Du kannst ansonsten versuchen direkt von oben (90°) auf die Wasseroberfläche zu fotografieren, aber nie schräg. Vielleicht klappt das besser.
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Benedikt
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Beitrag von Benedikt »

Mjoedvidnir hat geschrieben:Inwieweit solche Hormone auf die Tiere, hier insbesondere die Frösche/Kröten und deren Entwicklung wirken, kann ich leider nicht sagen, damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. Ist aber sicher ein spannendes und aktuelles Thema. Vielleicht kann ja jemand anderes mehr dazu sagen.
Die Geschlechtsbestimmung bei Fröschen ist labil. Atrazin beispielsweise kann die Geschlechtsentwicklung bei Fröschen (Kaulquappen) beeinflussen. Hormonaktive Stoffe dürften ähnliche Wirkungen haben.

Gruss, Benedikt
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