Rotbauchunke

(Bombina bombina)

[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Literatur ]

Steckbrief:

Rotbauchunke
Rotbauchunke (Bild: Dirk Frühling)

Grösse:
4.5 bis 5.5 cm, in Mitteleuropa oft kleiner
Merkmale:
Oberseite hell- bis dunkelgrau, bräunlich mit dunklen flecken, Unterseite rot bis orange und schwarz gefleckt. Dunkle Flecken mit weissen Pünktchen. Pupillen herzförmig, Trommelfell nicht sichtbar.
Stimme:
Melodische Rufe "uh uh uh" mit weniger als 40 Rufen/min auf der Wasseroberfläche vorgetragen
Nahrung:
Vorwiegend Insekten, die im oder am Wasser gefangen werden
Fortpflanzung:
April bis Juli/August in sonnigen Gewässern mit vielen Unterwasserpflanzen mit stark schwankendem Wasserstand
Sommer:
Offene sonnige Landschaften (Wiesen, Weiden, Äcker, Flussauen)
Überwinterung:
An Land in frostsicheren Verstecken
Laich
Kleine Ballen mit bis zu 30 Eiern
Larven:
5.5 cm mit hohem Flossensaum der bis zur Rückenmitte reicht
Verbreitung:
Tieflandbewohner, ungefähr im Dreieck Ostdeutschland, Schwarzes Meer, westlichste Teile Russlands
Verwechslung:
Gelbbauchunke: Unterseite mit gelben Flecken, Schwarze flecken selten mit wenigen weissen Pünktchen
Kalender:

Aktivitäts-Phasen Alpenkammmolch  (Erklärung)

Erklärung zu Kalender

1 2 3 Monate
  Winterruhe
  Aktivität ausserhalb Laichzeit
  Laichzeit
  Landpaarungszeit
Gefährdung:

CH: Nicht heimisch, D: Vom Aussterben bedroht (1), AT: gefährdet (3)

Merkmale, Charakteristik

Die Rotbauchunke erreicht eine Grösse von 4.5 bis maximal 5.5 cm. Die Grösse der beiden Geschlechter unterschiedet sich dabei nicht. Mitteleuropäische Tiere bleiben jedoch meist etwas kleiner und gehören damit neben dem Laubfrosch und der Gelbbauchunke zu den kleinsten mitteleuropäischen Froschlurchen.

Die Oberseite ist hell- bis dunkelgrau oder bräunlich mit dunklen Flecken, teilweise kommen auch komplett grüne Individuen vor. Die vielen flachen Warzen besitzen kleine schwarze Hornstacheln, jedoch weniger deutlich wie bei der Gelbbauchunke. Die Unterseite ist mit roten bis orangen Flecken auf schwarzem bis dunkelgrauem Grund. Die dunklen Stellen sind mit vielen kleinen weissen Pünktchen besetzt. Die dunklen Flecken nehmen meist etwa die Hälfte, der Flächenanteil kann aber auch zwischen 10 und 80 % schwanken. Die innersten Zehen und Finger sind nicht farbig im Gegensatz zur Gelbbauchunke. Die orangen Brust- und Oberarmflecke sowie die Leisten- und Oberschenkelflecke sind nicht miteinander verbunden.

Die Augen der Rotbauchunke stehen relativ eng beieinander, deren Pupille ist herzförmig. Der Kopf und der Körper allgemein ist abgeflacht. Das Trommelfell ist nicht sichtbar, ebenso fehlen Parotiden (Ohrdrüsenwülste). Während der Paarungszeit besitzen die Männchen an den Vorderarmen dunkle Parotiden. Im Nacken befindet sich ein bogenförmiger Drüsenkomplex, der paarig angeordnet ist.

Die Männchen der Rotbauchunke besitzen innere Schallblasen an der Kehle. Sie rufen meist vom Nachmittag an bis in die erste Nachthälfte während sie auf der Wasseroberfläche liegen. Die Rufe sind ein melancholisch klingendes "uuh.. uhh.. uhh", das tiefer und lauter tönt als bei der Gelbbauchunke. Pro Minute werden weniger als 40 Rufe ausgestossen. Vor dem Rufen pumpt die Rotbauchunke ihre Lungen voll mit Luft, die sie dann in die Kehlblasen leitet. Während dem Rufen presst sie die Luft über den die Stimme erzeugenden Kehlkopf zurück in die Lunge. Die Schallwellen breiten sich über die Wasseroberfläche aus und sind als feine Wasserwellen sichtbar.

Verwechslungsarten

Art
Unterscheidungsmerkmale
  • längere Unterschenkel
  • rauhere Hautoberfläche mit mehr Hornstacheln
  • Unterseite gelb gefleckt, meist mit höherem Gelb- als Schwarzanteil
  • Dunkle Flecken der Unterseite mit wenigen oder keinen weissen Pünktchen besetzt
  • gelbliche Brust- und Oberarmflecke sowie Leisten- und Oberschenkelflecke sind miteinander verbunden
  • Flecken an Hand und Fussballen bis auf 1. Finger bzw. 1. Zehe
  • Höhere Ruffrequenz mit mehr als 40 Rufen pro Minute, Rufe höher und leiser
Kröten
  • U.a. keine gelbe Fleckung am Bauch

Kaulquappen

leider kein Bild vorhanden

Grösse (ausgew.)
5.5 cm
Färbung
Oberseite bräunlich
Schwanz
Oberer Flossensaum hoch, reicht bis zum vorderen Rückendrittel, Flossensaum mit Netzstruktur
Merkmale
Mundfeld fast dreieckig, zwei in Längsrichtung verlaufende helle Streifen sind charakteristisch
Nahrung
Vorwiegend Algen, Bakterien, Plankton von Pflanzenstängeln und Steinen abgeraspelt
Metamorphose
Juli bis September, gelegenlich auch Überwinterung der Larven und Metamorphose im kommenden Frühling

Laich

leider kein Bild vorhanden

Art
Kleine Ballen
Grösse Ballen
Bis zu 30 Eier pro Ballen
Ort
In geringer Wassertiefe an Wasserpflanzen geheftet
Eier
Durchmesser Ei-Kern: 1.5-2 mm, Gallerthüllen: 5-8 mm. Oberseite mittelbraun, Unterseite hellbraun
Vorkommen
April bis Juli (August)

Lebensweise und Lebensraum

Lebensraum Rotbauchunke
Möglicher Lebensraum der Rotbauchunke

Rotbauchunken leben in offenen, sonnigen Landschaften wie Weiden, Wiesen, Ackerland, Überschwemmungsbereiche in Flussauen und warme Waldränder. Im Gegensatz zur Gelbbauchunke bevorzugen Rotbauchunken Gewässer mit reicher Unterwasservegetation. Diese Gewässer sind gut besonnt, fischfrei und deren Wasserstand schwankt während des Jahres stark, z.B. durch saisonale Überschwemmungen. Diese werden vom Frühjahr bis in den Herbst besiedelt. Die Gewässergrösse spielt eine untergeordnete Rolle, hingegen sollte das Gewässer ausgedehnte Flachwasserzonen aufweisen.

Die Fortpflanzungsperiode dauert in Mitteleuropa von April bis Juli, manchmal auch in den August hinein. Dabei sind mehrere Ruf- und Laichperiode möglich. Diese werden häufig ausgelöst durch ergiebige Regenfälle. Bei der Paarung im Wasser umklammert das Männchen das Weibchen in der Lendengegend. Die Eier werden in mehreren Klümpchen an Wasserpflanzen geheftet. Ein Weibchen kann pro Saison bis zu 300 Eier produzieren. Der Laich ist auf die gesamte Wasseroberfläche verteilt, da die Männchen Reviere bilden von etwa 2-3 m Durchmesser. Dadurch werden die Auswirkungen auf den Reproduktionserfolg beim Trockenfallen von Gewässerabschnitten minimiert. Die Männchen der Rotbauchunken rufen meist von der Mittagszeit bis in den frühen Abend. Dabei muss die Wassertemperatur zwischen ca. 12 und 34 °C liegen.

Die Eier entwickeln sich innert 2-5 Tagen zu Kaulquappen, die sich innerhalb 8-12 Wochen zu 11-15 mm grossen Unken umwandeln. Gelegentlich können die spät geschlüpften Larven auch überwintern. Die Kaulquappen ernähren sich von pflanzlicher Kost, vorwiegend Algen, Bakterien, Plankton die von Pflanzenstängeln und Steinen abgeraspelt werden. In Gefangenschaft wurde eine Rotbauchunke 20 Jahre alt.

Den Winter verbringen die Rotbauchunken unter Steinen oder totem Holz oder im Wurzelbereich von Bäumen und Sträuchern. Die Wanderung in die Winterquartiere erfolgt in Mitteleuropa im September und Oktober. Die Distanz zu ihrem Wohngewässer beträgt um die 100 m.

Verbreitung

CH: kommt hier nicht vor

Europa: Besiedelt vor allem den östlichen Teil Europas, von Ostdeutschland, Tschechien, den Niederungen Österreichs zum Schwarzen Meer und bis in die westlichsten Teile Russlands.

Gefährdung und Schutz

Die Rotbauchunke ist vor allem durch den Verlust geeigneter Lebensräume bedroht. Hierzu gehören die Begradigung von Flüssen und grossräumige Entwässerung von nassen Böden. Grundwasserabsenkungen haben viele Populationen unwiderruflich ausgelöscht. Die Fragmentierung von Lebensräumen durch den Strassenbau oder die Intensivierung der Landwirtschaft führt zu einer Verinselung der Populationen und damit zu zu kleinen Populationen oder Innzuchtproblemen durch fehlenden genetischen Austausch. In Süd-Schweden, wo die Art einst weit verbreitet war, ist sie 1960 ausgestorben.

Flüsse sollten soweit möglich wieder renaturiert werden und weitere Grundwasserabsenkungen verhindert werden um die Art längerfristig erhalten zu können.

Rote Listen

Schweiz: nicht heimisch
Deutschland: vom Aussterben bedroht (1)
Österreich: gefährdet (3)

Literatur, Quellen