Kammmolch

(Triturus cristatus)

[ Merkmale | Verwechslungsarten | Kaulquappen | Laich | Lebensweise und Lebensraum | Verbreitung | Gefährdung/Schutz | Literatur ]

Steckbrief:

Kammmolch Männchen in Landtracht
Kammmolch Männchen in Landtracht

Grösse:
m: 12-16 cm, w: bis 18, selten 20 cm
Merkmale:
m: In Wassertracht hoher Rückenkamm aber weniger spitz gezahnt als Alpenkammmolch. Oberseite gelblich, grau bis schwarzbraun, grössere runde Flecken. In Landtracht ohne Rückenkamm
w: graubraun bis braun, gefleckt ohne Rückenkamm.
Unterseite gelblich orange mit dunklen Flecken, Weisse Pünktchen an den Flanken
Stimme:
Keine
Nahrung:
Wasserinsekten, Egel, Schnecken
Fortpflanzung:
Anfang/Mitte März bis Ende Mai in älteren, vegetationsreichen Gewässern
Sommer:
Bleibt noch längere Zeit im Wasser, ab Mitte Juli-September an Land unter Verstecken
Überwinterung:
Mehrheitlich an Land in frostsicheren Verstecken, seltener im Wasser
Laich
Einzeln in Wasserpflanzenblättern, Kern: 1.8-2.0 mm, gelblich oder weisslich grünlich
Larven:
Bräunlich gräulich mit hohen Schwanzflossensaum, der meist Hinterkopf erreicht, gefleckt
Verbreitung:
In der Schweiz auf der Alpennordseite va. entlang der Flüsse, Mittelfrankreich bis Ural, vom Schwarzen Meer bis Skandinavien und Schottland
Verwechslung:
Alpenkammolch ohne weisse Punkte an Flanken und kleinerem, feiner gefurchter Rückenkamm
Kalender:

Aktivitäts-Phasen Alpenkammmolch  (Erklärung)

Erklärung zu Kalender

1 2 3 Monate
  Winterruhe
  Aktivität ausserhalb Laichzeit
  Laichzeit
  Landpaarungszeit
Gefährdung:
CH, AT: stark gefährdet, D: gefährdet

Merkmale, Charakteristik

Kammolch Bauchseite
Bauchseite eines Kammmolch Männchens 

Der Kammmolch erreicht eine Körperlänge von 12- 16 cm bei Männchen und bis zu 18 und selten bis zu 20 cm bei Weibchen.

In Wassertracht, die sie während dem Wasseraufenthalt tragen, ist die körnige Oberseite dunkelbraun mit grösseren rundlichen schwarzen Flecken besetzt. Manche Exemplare sind fast ganz schwarz. An den Flanken sind weisse Pünktchen erkennbar, die vor allem beim Männchen ausgeprägt sind. Die Bauchunterseite ist schwarz gefleckt auf gelblich bis orangem Grund. Diese Fleckung ist für jedes Tier individuell und bleibt zeitlebens gleich. Die Männchen besitzen einen hohen Rückenkamm, der tief gezackt ist und manchmal auf der Kopfmitte beginnt. Dieser bildet sich nach dem Verlassend des Wassers rasch zurück. Auffällig ist bei diesen ein perlmutterfarbenes Band, das sich entlang der Schwanzenden erstreckt. Die Weibchen besitzen nur einen niedrigen Schwanzflossensaum.

In Landtracht sind die Kammmolche dunkelbraun bis fast schwarz und der Rückenkamm und Schwanzflossensaum sind beim Männchen auf einen kleinen Rest zurückgebildet. Die Weibchen sind dabei fast pechschwarz und haben manchmal eine gelbliche Linie entlang der Rückenmitte. Deren Kloake und Schwanzunterseite bleiben gelborange, wodurch sie von den Männchen gut zu unterscheiden sind.

Der Körper vom Kammmolch ist relativ gedrungen, der Kopf relativ flach und breit und von diesem mit einer Kehlfalte getrennt. Parotiden (Ohrdrüsenwülste) fehlen. Der Schwanz ist seitlich zusammengedrückt und etwa gleich lang wie die Kopf-Rumpf Länge.

Verwechslungsarten

Art
Unterscheidungsmerkmale
  • Keine weissen Punke an den Flanken
  • Grössere und unschärfere Bauch- und Seitenmusterung
  • Schlankerer Kopf
  • Kräftigere Beine
  • Weniger ausgeprägter Rückenkamm mit feinerer Furchung
  • Bauch nicht gefleckt

Larven

leider kein Bild vorhanden

Grösse (ausgew.)
80 mm
Färbung
Rumpf und Schwanz mit dunklen Flecken auf bräunlichem oder gräulichem Grund
Schwanz
Oberer Flossensaum kann Hinterkopf erreichen, oberer und unterer Schwanzflossensaum hoch mit grossen schwarzen Flecken und milchig-weisslichen Randflecken, Schwanz mit längerem Endfaden
Merkmale
Äussere Kiemenbüschel, lange Finger und Zehen
Nahrung
Mehrheitlich freischwimmende wirbellose Wassertiere
Metamorphose
August bis Oktober, Entwicklungszeit 3-4 Monate
Spezielles
15-16 Rippenfurchen

Laich

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Art
Einzelne Eier
Grösse Ballen
-
Ort
In Blätter von Unerwasserpflanzen geheftet
Eier
Kern: 1.8-2mm Durchmesser, Gallerthülle oval, gelblich oder weisslich grünlich
Vorkommen
März-Anfang Juni, Entwicklungszeit 10-20 Tage

Lebensweise und Lebensraum

Der Lebensraum und die Lebensweise ist beim Nördlichen Kammmolch sehr ähnlich wie beim Alpen-Kammmolch. Diese beiden Arten werden daher in diesem Abschnitt zusammen behandelt.

Der Kammmolch bewohnt vorwiegend offene Landschaften. In Waldgebieten ist er zu finden wenn dort mindestens teilweise sonnige Gewässer vorhanden sind. Häufig ist er auch im Auenwald zu finden. Er besiedelt während der Fortpflanzungszeit Kiesgrubentümpel und Altwasserarbeiten in Auengebieten, grössere Tümpel in Riedwiesen und Flachmooren. Die Laichgewässer sind idealerweise 10-30 Jahre alt, reich an Unterwasservegetation und gut einen halben Meter tief mit einer dünnen Schlammschicht und führen permanent Wasser. Oft sind die Gewässer auch leicht eutroph und verfügen über eine Freiwasserzone. Im Umland der Gewässer müssen geeignete Landlebensräume vorhanden sein, da sich die Kammmolche meist nur wenige und nur manchmal ein paar hundert Meter vom Gewässer entfernen. Zu diesen Lebensräumen gehören naturnahe Gruben, Auenwälder, Niedermoore, von Feldgehölzen durchsetztes Grünland und Saumbiotope wie etwa Hecken oder Uferrandstreifen.

Bereits Ende Februar bis Anfang März begibt sich der Kammmolch auf Wanderschaft vom Winterquartier zum Laichgewässer. Normalerweise treffen die Männchen eher als die Weibchen am Gewässer ein. Oft versammeln sich mehrere Männchen an einem Ort und werben um ein Weibchen. Da Molche keine Stimme haben, geschieht dies durch Duftstoffe und Balztänze. Sobald sich ein Weibchen dem Männchen nähert, wippt es mit seinem zu einem Katzenbuckel gebeugten Körper hin und her. Sein hoher Rückenkamm unterstreicht seine imposante Erscheinung. Mit dem Schwanz fächelt es Duftstoffe in Richtung Weibchen und versetzt ihm hin und wieder auch Schläge. Wenn das Weibchen auf die Werbung des Partners eingeht, bewegt es sich auf den Partner zu, worauf sich dieser so vor das Weibchen stellt, dass er ihr seine Kloake präsentieren kann. Er bewegt sich dann ein wenig fort, worauf ihm die Partnerin folgt und dabei mit der Schnauzenspitze seine Schwanzunterseite berührt. Darauf setzt das Männchen ein Samenpaket ab, das sodann vom Weibchen mit dessen Kloake aufgenommen wird. Dort wird es in einem speziellen Beutel aufgenommen. Das Weibchen kann in den folgenden Tagen weitere Samenpakete aufnehmen. Knapp eine Woche nach der ersten Aufnahme eines Samenpakets legt das Weibchen die ersten Eier, die mit diesen Samen befruchtet werden. Die Eier werden einzeln unter Wasser in Blätter von Wasserpflanzen geheftet indem es mit diesen eine Tasche faltet. Ein Weibchen legt zwischen 200-400 Eier während mehreren Wochen. Daher bleiben Molche auch länger im Wasser und nehmen auch hier Nahrung auf.

Etwa 10-20 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven vom Kammmolch aus den Eiern. Etwa die Hälfte der Larven stirbt jedoch vor den Schlüpfen aus genetisch bedingten Gründen ab. Dach 3-4 Monaten beginnt die Metamorphose und die Larven wandeln sich zu den Kammmolchen um. Dabei bilden sich die Kiemenbüschel zurück. Sie sind dann 4.5-7 cm gross. Durch den unterschiedlichen Legezeitpunkt der Eier und unterschiedliche Entwicklungszeit ist der Zeitpunkt der Metamorphose bei verschiedenen Tieren von August bis Oktober gestreckt. Die Geschlechtsreife erreichen die Kammmolche nach 2-3 Jahren, jedoch kehren sie schon nach dem ersten Jahr wieder ins Geburtsgewässer zurück. Sie können vermutlich älter als 10 Jahre werden.

Die Kammmolche fressen unter Wasser allerlei Wassertiere, die in ihr Maul passen. Sie sind dabei nicht besonders wählerisch. Gerne verzehren sie auch Larven von Amphibien und saugen deren Eier aus der Gallerte. Dabei verschmähen sie auch nicht den Laich und Larven von den Erdkröten im Gegensatz zu den anderen Molcharten, denen diese nicht schmecken. An Land ernähren sie sich auch von Würmern und Schnecken.

Nach der Paarungszeit leben die Kammmolche noch ein paar Wochen bis Monate im Wasser um sich Fettreserven anzufressen. Zwischen Mitte Juli und Mitte September verlassen sie dann das Wasser Richtung Landlebensraum. Sie sind dann vorwiegend nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen, in Holzstrukturen oder ähnlichen Verstecken. Im Spätherbst ziehen sie in ihre Winterquartiere. Die meisten überwintern an Land, einzelne Exemplare aber auch im Wasser.

Verbreitung

Verbreitung Kammolch in der Schweiz

copyright KARCH September 2002, Kartengrundlage GEOSTAT (BFS) BLT

CH: Nördlich der Alpen bis 1100m, meist entlang von Flüssen, ausserhalb der Nordostschweiz nur noch isolierte Vorkommen

Europa: Mittelfrankreich bis Ural, vom Schwarzen Meer bis Skandinavien und Schottland. Nicht auf der Alpensüdseite

Gefährdung und Schutz

Wie die anderen mitteleuropäischen Amphibienarten leidet auch der Kammmolch unter der Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern und den Landlebensräumen. Vor allem grössere, zusammenhängende Feuchtgebiete mit einer grossen Zahl an unterschiedlichen Gewässern sind sehr selten geworden. Auf diese ist der Kammmolch besonders angewiesen. Der Besatz von Laichgewässern mit Fischen kann eine Population innert weniger Jahre komplett auslöschen, da sich die Kammmolche nicht mehr erfolgreich fortpflanzen können. Die Bestände sind dadurch enorm zurückgegangen und in der Schweiz und Österreich gilt er als stark gefährdet. In Deutschland ist die Bedrohung etwas geringer. Die noch bestehenden Vorkommen sind klein und isoliert und drohen deshalb zu verschwinden.

Um die Art längerfristig zu erhalten, müssen bestehende Kammmolch-Gewässer unbedingt erhalten werden. Wo die natürliche Dynamik nicht mehr spielt, muss mit Pflagemassnahmen dafür gesorgt werden, dass die Gewässer nicht komplett verlanden. Unnatürlicher Fischbesatz muss verhindert werden, und dort wo Fische eingeschleppt wurden, müssen diese durch Trockenlegen der Tümpel über Winter, dezimiert werden. Bestehende Populationen müssen durch die Neuanlage von Gewässern und geeigneten Landlebensräume wieder untereinander vernetzt werden, so dass wieder ein genetischer Austausch stattfinden kann. Einzelne Gewässer, die nicht in einen Gewässerverbund eingegliedert sind, sind für den Kammmolch nur von geringer Bedeutung.

Rote Listen

Schweiz: stark gefährdet (EN)
Deutschland: gefährdet (3)
Österreich: stark gefährdet (2)

Literatur, Quellen